letzte Änderung:
2020-01-04

Serpentin-Gesellschaften

Auf den Serpentinitstandorten Nordostbayerns finden wir drei endemische Pflanzengesellschaften:
1. Serpentin-Strichfarn-Gesellschaft
2. Serpentin-Grasnelken-Gesellschaft
3. Serpentin-Heidewälder

Alle drei Gesellschaften  sind an das Serpentinit-Gestein gebunden. Serpentinit ist ein sehr altes umgewandeltes Eruptivgestein (Hauptbestandteil ist Serpentin, ein  Magnesium-Eisen-Silikat). Durch seine Verwitterung werden Schwermetalle  pflanzenverfügbar. Es können auf Serpentinböden deshalb nur den Bodenbedingungen angepasste Pflanzen wachsen (Schwermetalltoleranz).  Insbesondere bei Bäumen kommt es deshalb zu Krüppelformen aufgrund gehemmter Stickstoffaufnahme.

Die Serpentinvorkommen  Nordostbayerns sind hauptsächlich am südöstlichen Rand der Münchberger  Hochfläche auf einer Linie Zell - Wurlitz zu finden. Der floristisch interessanteste Aufschluss ist das Naturschutzgebiet “Wojaleite”€ bei  Wurlitz.

1. Serpentin-Strichfarn-Gesellschaft (Asplenietum serpentinii Gauckl. 54)


Serpentin-Strichfarn-Gesellschaft 

Die Serpentin-Strichfarn-Gesellschaft  ist zu den Felsspalten-Gesellschaften aus der Klasse der Asplenietea  trichomanis zu zählen
Kennzeichnende Arten sind:
Asplenium cuneifolium (Serpentin-Streifenfarn)
Asplenium adulterinum (Braungrüner Streifenfarn)
Asplenium septentrionale (Nördlicher Streifnfarn)
Saxifraga rosacea (Rasen-Steinbrech)
Festuca pallens (Bleicher Schwingel)
Dianthus grationapolitanus (Pfingst-Nelke)


2. Serpentin-Grasnelken-Gesellschaft (Armeria maritima ssp. serpentini-Ausbildung des Diantho-Festucetum)


Serpentin-Grasnelken-Gesellschaft 

Die Serpentin-Grasnelken-Gesellschaft zählt zu den Trockenrasen.
Kennzeichnende Art ist:
Armeria maritima ssp. serpentini (Serpentin-Grasnelke)
Weitere Arten:
Dianthus grationapoitanus (Pfingst-Nelke)
Festuca pallens (Bleicher Schwingel)
Thesium alpinum (Alpen-Leinblatt)
weitere Arten der Serpentin-Strichfarn-Gesellschaft aufgrund der engen Verzahnung.

Die Abgrenzung  zwischen der Serpentin-Strichfarn-Gesellschaft und der Serpentin-Grasnelken-Gesellschaft wird in der Literatur oft nicht ganz eindeutig vollzogen. Beide Gesellschaften werden auch als Serpentinfelsheide zusammengefasst.


3. Serpentin-Heidewald oder Serpentinfelsföhrenwald

Serpentin-Heidewald_Wojaleite_20050612

Der Serpentin-Heidewald ist sehr licht. Die Kiefer ist nicht voll entwickelt und zeigt Krüppelformen.

Baumschicht:
Pinus sylvestris (Wald-Kiefer)
Strauchschicht:
Polygala chamaebuxus (Zwergbuchs)
Calluna vulgaris (Heidekraut)
Krautschicht:
Festuca pallens (Bleicher Schwingel)
Dianthus grationapoitanus (Pfingst-Nelke)
Armeria maritima ssp. serpentini (Serpentin-Grasnelke)
u. a.

Lit.:

Gauckler, K. (1954): Serpentin-Vegetation in N-Bayern, Ber. Bayr. Bot. Ges. Band 30: S. 19-26

Vogel, J. C. (1990): Kartierung der Serpentinstandorte im Regierungsbezirk Oberfranken. - Bayreuth


Vogel, J. C., Breckle, S.-W. (1992): Über die Serpentin-Streifenfarne Asplenium cuneifolium Viv., Asplenium adulterinum Milde und ihre Verbreitung und Gefährdung in Bayern. - Ber. Bayer. Bot. Ges. 63: 61-79. - München.

Hartlieb, M. (1992): Untersuchungen zum Schwermetallhaushalt verschiedener Serpentinitpflanzen der Wojaleite bei Wurlitz, Lkr. Hof/OFr. - Ber. Bayer. Bot. Ges. 63. - München

Regierung von Oberfranken: Peterleinstein
Regierung von Oberfranken: Wojaleite und Haidleite