letzte Änderung:
2020-01-04

Dolomitkiefernwälder der Nördlichen Fränkischen Alb

Dolomitkuppenalb
Die Dolomitkuppenalb ist ein Teil der nördlichen Fränkischen Alb. Dolomitgesteine finden wir hauptsächlich im Einzugsbereich der Pegnitz  und Teilen der Wiesent. Dolomit ist ein Kalzium-Magnesium-Karbonat und  verwittert sandig. Die Böden sind aufgrund des geringen  Wasserrückhaltevermögens sehr trocken. Der hohe Gehalt an Magnesiumionen wirkt sich auf die Artenzusammensetzung der Pflanzendecke selektiv aus.

Dolomitkiefernwald 1

Die Landschaft der Dolomitkuppenalb ist kleinräumig strukturiert. Wälder, vorgelagerte Trockenrasen und Säume, sowie landwirtschaftliche Wiesen- und Ackerflächen wechseln sich engmaschig ab. Am höchsten Punkt der  Dolomitkuppen befinden sich meist Felsformationen.

Buphtalmo-Pinetum
Dolomitkuppen tragen oft lichte Kiefernwälder mit einer charakteristischen  Artenzusammensetzung, die Dolomitkiefernwälder. Bei den  Dolomitkiefernwäldern handelt sich um Steppenheide-Kiefernwälder  (Buphthalmo-Pinetum), die zu den Schneeheide-Kiefernwäldern zählen. Wir  finden sie nur in der Nördlichen und Mittleren Fränkischen Alb. Sie sind artenreich und beherbergen einige seltene Pflanzen und Reliktarten.  Südseitig sind ihnen oft Dolomitsand-Trockenrasen vorgelagert.

Dolomit

Sind die Dolomitkiefernwälder die natürliche potentielle Vegetation?  Aufgrund der Trockenheit war die Kiefer sicher auf einigen Standorten  der Buche überlegen. Die landwirtschaftliche Nutzung über Jahrhunderte  mit Waldweide und Wanderfeldbau haben aber sicher die Kiefer begünstigt, so dass wir anstatt Orchideen-Buchenwälder den Dolomitkiefernwald  vorfinden.

Aufbau der Dolomitkiefernwälder

Baumschicht
Alleinige Baumart ist die Kiefer, nur an den nach Norden ausgerichteten Hängen und in ebenen Lagen findet sich die Fichte. Buchen können vereinzelt -  und dann aufgrund des Wildverbisses - als Krüppelformen eingestreut  sein.
Pinus sylvestris (Wald-Kiefer)
Picea abies (Fichte)
Fagus sylvatica (Rot-Buche)

Strauchschicht
Eine Strauchschicht fehlt meist. Vereinzelt ist Wacholder oder seltener Faulbaum eingestreut.
Juniperus communis (Gewöhnlicher Wacholder)
Frangula alnus (Faulbaum)

Krautschicht
Die Krautschicht ist sehr artenreich und aus Elementen der  Schneeheide-Kiefernwälder der Alpen und des Alpenvorlandes, der Nadel-  und Laubwälder, der Staudensäume an Gehölzen, der Halbtrockenrasen, der  Sandtrockenrasen und weiteren Begleitern zusammengesetzt.

Kennarten
Als regionale Kennarten der Dolomitkiefernwälder hat Hemp (1995) das Rote  Waldvögelein, das Grünliche Wintergrün und das Gefleckte Ferkelkraut herausgearbeitet.
Cephalanthera rubra (Rotes Waldvögelein)
Pyrola chlorantha (Grünliches Wintergrün)
Hypochoeris maculata (Geflecktes Ferkelkraut)

Arten der Schneeheide-Kiefernwälder:
Epipactis atrorubens (Rotbraune Stendelwurz)
Leontodon incanus (Grauer Löwenzahn)
Polygala chamaebuxus (Buchsblättrige Kreuzblume)
Noccaea montanum (Berg-Hellerkraut) sehr selten
Calamagrostis varia (Buntes Reitgras) sehr selten

Arten der Nadelwälder
Orthilia secunda (Birngrün)
Goodyera repens (Kriechendes Netzblatt)
Moneses uniflora (Einblütiges Wintergrün)

Arten der Laubwälder
Listera ovata (Großes Zweiblatt)
Neottia nidus-avis (Nestwurz)

Arten der Staudensäume an Gehölzen:
Anemone sylvestris (Großes Windröschen)
Anthericum ramosum (Ästige Graslilie)
Polygonatum odoratum (Salomonssiegel)
Securigera varia (Bunte Kronwicke)
Silene nutans (Leimkraut, Nickendes)
Trifolium medium (Zickzack-Klee)
Viola hirta (Rauhhaariges Veilchen)

Arten der Halbtrockenrasen
Buphthalmum salicifolium (Rindsauge)
Sesleria caerulea (Kalk-Blaugras)
Antennaria dioica (Gewöhnliches Katzenpfötchen)
Anthyllis vulneraria (Gewöhnlicher Wunklee)
Brachypodium pinnatum (Gewöhnliche Fieder-Zwenke)
Briza media (Gewöhnliches Zittergras)
Campanula glomerata (Büschel-Glockenblume)
Campanula rotundifolia (Rundblättrige Glockenblume)
Centaurea scabiosa (Skabiosen-Flockenblume)
Cirsium acaule (Stengellose Kratzdistel)
Dianthus carthusianorum (Karthäuser-Nelke)
Euphorbia cyparissias (Zypressen-Wolfsmilch)
Galium verum (Echtes Labkraut)
Gentianopsis ciliata (Fransen-Enzian)
Gymnadenia conopsea (Große Händelwurz)
Helianthemum nummularium (Gewöhnliches Sonnenröschen)
Hippocrepis comosa (Hufeisenklee)
Koeleria pyramidata (Pyramiden-Kammschmiele)
Ononis repens (Kriechende Hauhechel)
Ophrys insectifera (Fliegen-Ragwurz)
Pimpinella saxifraga (Kleine Bibernelle)
Poa angustifolia (Wiesen-Rispengras)
Pulsatilla vulgaris (Gewöhnliche Kuhschelle)
Scabiosa columbaria (Tauben-Skabiose)

Arten der Felsen und Sand-Trockenrasen
Arabidopsis petraea (Felsen-Schaumkresse)
Artemisia campestris (Feld-Beifuß)
Helichrysum arenarium (Sand-Strohblume)

Begleiter
Carex ornithopoda (Vogelfuß-Segge)
Coeloglossum viride (Grüne Hohlzunge)
Teucrium chamaedrys (Edel-Gamander)
Thymus pulegioides subsp. pulegioides (Feld-Thymian)
Knautia arvensis (Wiesen-Witwenblume)
Lotus corniculatus (Gewöhnlicher Hornklee)
Plantago media (Mittlerer Wegerich)
Platanthera bifolia (Weiße Waldhyazinthe)
Platanthera chlorantha (Berg-Waldhyazinthe)
Silene vulgaris (Taubenkropf-Leimkraut)

Hemp (1995) unterscheidet vier Untereinheiten:
1. reine Subassoziation: häufigste Assoziation
2. Cardaminopsis petraea-Subassoziation: selten an flachgründigen, trockenen Standorten mit der Felsen-Schaumkresse, die an den Dolomitfelsen ihr Hauptvorkommen besitzt, und der Sand-Strohblume
3. Hylocomium splendens-Subassoziation: moosreiche Ausbildung in Nordlagen, selten
4. Anemone sylvestris-Subassoziation: mit reichlich Vertretern der Säume

Bedeutung und Gefährdung
Dolomitkiefernwälder stehen nach Artikel 6d des Bayerischen Naturschutzgesetzes unter Schutz. Die Beschränkung ihrer Verbreitung auf die Mittlere und  Nördliche Fränkische Alb unterstreicht die hohe Verantwortlichkeit für deren Erhalt. Gefährdet sind die Dolomitkiefernwälder durch  forstwirtschaftliche Maßnahmen, insbesondere die Einpflanzung von  Laubgehölzen und das Aufstellen von Schutzzäunen vor Wildverbiss. Wie sich die heutige fehlende landwirtschaftliche Nutzung auf die  Artenzusammensetzung der Wälder auswirken wird, muss sich in den  nächsten Jahrzehnten noch zeigen.

Literatur
Hemp, A.  (1995): Die Dolomitkiefemwälder der Nördlichen Frankenalb. Entstehung, synsystematische Stellung und Bedeutung für den Naturschutz.- Bayreuther Forum Ökologie 22, 189 S., Bayreuth