Felsstandorte im Jura
Murmeltierfels im Burglesauer Tal
Felsformationen, die natürlich waldfrei sind, finden wir in der nördlichen Frankenalb insbesondere an den besonnten Talwänden der großen Täler von Wiesent, Aufseß, Trubach u. a.
In Spalten und Schichtfugen, an Vorsprüngen und auf Felsköpfen kann sich Feinerde bilden und somit die Grundlage für die Ansiedlung höherer Pflanzen schaffen. Alle Standorte sind extrem trocken, weil das Regenwasser sofort abfließt, und durch die direkte Sonneneinstrahlung im Sommer hohen Temperaturen ausgesetzt.
Felswand bei Muggendorf, nur an größeren Absätzen können sich Sträucher/Bäume entwickeln
Ein weiterer Standortfaktor sind die hohen Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter, die die Pflanzen aushalten müssen.
Nur speziell an diese Lebensumstände angepasste Arten können diese Standortbedingungen ertragen. Deshalb verwundert nicht, dass an den Felsstandorten seltene und auch endemische Arten (z. B. Aurinia saxatilis und Hieracium bupleuroides) siedeln.
Eine Nutzung der Felsen erfolgt durch Freizeitaktivitäten, insbesondere durch Sportklettern. Mit Kletterkonzepten sollen ökologisch wertvolle Bereiche geschützt werden.
Sekundärstandort, Steinbruch bei Hohenmirsberg
Mit Fels- und Hangfreilegungen werden Sekundärstandorte geschaffen.
Die Vegetation der Felsstandorte ist durch verschiedene Pflanzengesellschaften gekennzeichnet. Neben den eigentlichen Kalkfels-Gesellschaften trockener Standorte aus dem Verband Potentillion caulescentis mit der Mauerrauten-Gesellschaft (Asplenietum trichomano-rutae-murariae) und der Felsschaumkressen-Gesellschaft (Cardaminopsietum petraeae) finden wir aus dem Verband der Steinkraut- Mauerpfeffer-Gesellschaften (Alysso-Sedion) die Gesellschaft des Fingersteinbrechs und Platthalm-Rispengrases (Saxifrago tridactylitis-Poetum compressae) und die Gesellschaft des Kelchsteinkrautes und Weißen Mauerpfeffers (Alysso alyssoides-Sedetum albi) sowie aus dem Verband der Bleichschwingel-Felsband-Gesellschaften (Seslerio-Festucetum pallentis) die Pfingstnelken-Blauschwingel-Flur (Diantho gratianopolitani-Festucetum pallentis).
Fels mit Vincetoxicum hirundinaria (Schwalbenwurz), Leontodon incanus (Grauem Löwenzahn) und Sesleria caerulea (Blaugras)
Verzahnt sind die Felsstandorte u. a. mit Trocken- und Halbtrockenrasen, z. B. mit der Kugelblumen-Blaugras- Gesellschaft (Bromo-Seslerietum), mit mehr oder weniger wärmeliebenden Saum-Gesellschaften, wie der Blut- storchschnabel-Hirschwurz-Gesellschaft (Geranio sanguinei-Peucedanetum cervariae) oder der Odermennig-Saumgesellschaft (Trifolio medii-Agrimonietum eupatorioae), mit dem Zwergmispel-Felsenbirnen-Gebüsch (Cotoneastro integerrimi-Amelanchieretum ovalis) sowie der Schwalbenwurz- Gesellschaft (Vincetoxicetum hirundinarae).
Felskopf mit Festuca pallens (Bleicher Schwingel), Geranium sanguineum (Blut-Strochschnabel) und Lactuca perennis (Blauer Lattich)
Die meist lückige Vegetation setzt sich neben den eigentlichen Arten der Felsen, Felsspalten und Felsrasen aus Kräutern mit Verbreitungsschwerpunkt in Kalkmagerrasen, aus Kräutern der Säume und Waldränder sowie Sträuchern zusammen. Unter den Sträuchern befinden sich einige lokalendemische Mehlbeeren. Nach- folgend eine Auflistung der charakteristischen Pflanzen:
Pflanzen der Felsen, Felsspalten und Felsrasen Asplenium trichomanes (Braunstieliger Streifenfarn) Asplenium ruta-muraria (Mauerraute) Draba aizoides (Immergrünes Felsenblümchen) Arabidopsis petraea (Felsen-Schaumkresse) Festuca pallens (Bleicher Schwingel) Aurinia saxatilis (Felsen-Steinkraut) Pilosella schneidii (Schneids Habichtskraut) Hieracium bupleuroides (Hasenohr-Habichtskraut) Hieracium franconicum (Fränkisches Habichtskraut) Pilosella calodon (Schönhaariges Habichtskraut) Pilosella piloselloides (Florentiner Habichtskraut) Lactuca perennis (Blauer Lattich) Clinopodium acinos (Gewöhnlicher Steinquendel) Allium senescens (Berg-Lauch) Erysimum odoratum (Wohlriechender Schöterich) Erysimum crepidifolium (Bleicher Schöterich) Sesleria caerulea (Kalk-Blaugras) Carduus defloratus (Alpen-Distel) Pflanzen der Kalkmagerrasen Euphorbia cyparissias (Zypressen-Wolfsmilch) Asperula cynanchica (Hügel-Meister) Dianthus carthusianorum (Karthäuser-Nelke) Hippocrepis comosa (Hufeisenklee) Globularia bisnagarica (Gewöhnliche Kugelblume) Helianthemum nummularium ( Gewöhnliches Sonnenröschen) Buphthalmum salicifolium (Rindsauge) Leontodon incanus (Grauer Löwenzahn) Pflanzen der wärmeliebenden Säume Geranium sanguineum (Blut-Strochschnabel) Cervaria rivini (Hirsch-Haarstrang) Anthericum ramosum (Ästige Graslilie) Thesium bavarum (Bayerisches Leinblatt) Bupleurum falcatum (Sichelblättriges Hasenohr) Vincetoxicum hirundinaria (Schwalbenwurz) Sträucher Cotoneaster integerrimus (Gewöhnliche Zwergmispel) Sorbus pannonica (Pannonische Mehlbeere) Sorbus aria (Gewöhnliche Mehlbeere) Sorbus pulchra (Gößweinsteiner Mehlbeere) Sorbus harziana (Harzsche Mehlbeere) Sorbus franconica (Fränkische Mehlbeere) Sorbus adeana (Ades Mehlbeere) Viburnum lantana (Wolliger Schneeball)
Cystopteris fragilis (Zerbrechlicher Blasenfarn)
An feuchten, schattigen Felsen treten die Mauerrauten-Gesellschaft (Asplenietum trichomano-rutae- murariae) und die Felsschaumkressen-Gesellschaft (Cardaminopsietum petraeae) zugunsten der Blasenfarn- Gesellschaft (Cystopteridetum fragilis) zurück. Neben dem namensgebenden Cystopteris fragilis (Zerbrechlicher Blasenfarn) gesellt sich Asplenium viride (Grüner Streifenfarn) und weitere Begleiter wie z. B. Geranium robertianum (Ruprechts-Storchschnabel) hinzu.
Literatur: Zintl, R. (1980): Die Vegetation der Ehrenbürg bei Forchheim (Hochfläche und Westhang). - Dipl.-Arb. Univ. Erlangen-Nümberg, 99 S. Zintl, R. (1995): Die Vegetation der Ehrenbürg - Teil l: Felsvegetation und Kalkmagerrasen. - Die Fränkische Alb 75(4): 186-190 Kluge, R. (1988): Pflanzengesellschaften auf Dolomitfelsen des Aufseßtales und Felsen der umliegenden Hochfläche. - Dipl.-Arb. Univ. Erlangen-Nümberg, 146 S. Witty, S. (1988): Die Vegetation der Dolomitfelsen im Wiesenttal, Nördliche Frankenalb. - Dipl.-Arb. Univ. Bayreuth Blick, Theo & Jens Sachtleben & Roland Weid & Stefan Witty (1990, überarb. 2002): Fauna und Flora von isolierten Felsköpfen der nördlichen Frankenalb
Links: Lebensraumtyp “Kalkfelsen und ihre Felsspaltvegetation” (Bundesamt für Naturschutz)
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